Der offene Feldbrand

Abenteuer Erde und Feuer: „Erlebnisbrände“

Der offene Feldbrand oder der Sägemehlbrand in der Tonne sind wohl die einfachsten Möglichkeiten, Keramik zu brennen. Ziel im schulischen Einsatz ist dabei nicht die Produktion benutzbarer Gebrauchskeramik sondern das Abenteuer „Erde und Feuer“, der Kampf mit Zufallsfaktoren und die gemeinsame Arbeit.

Die Anziehungskraft dieser Brennmethoden kommt u. a. von der Möglichkeit des „reduzierenden Brennens“. Der offene Feldbrand oder der Sägemehlbrand in der Tonne kann diese „reduzierte Ofenatmosphäre“ erreichen, wenn dem Verbrennungsprozess von außen nicht genug Sauerstoff zugeführt wird und dem Ton Sauerstoff entzogen wird, mit dem Ergebnis einer schönen schwarzen Oberfläche, der „Schwarzkeramik“.

Die schwärzende Wirkung kann noch verstärkt werden, wenn die Keramik im lerderharten Zustand zum Beispiel mit glatten Kiesel-, Glassteinen oder mit der Rückseite eines Löffels. poliert wurde. 
Je besser die Stücke poliert sind, desto glänzender wird das Schwarz. Man kann auch rotes Eisenoxid einpolieren (in der Glasindustrie wird es als „Polierrot“ bezeichnet).

Die Objekte brauchen vorher nicht geschrüht zu werden. Sie zeigen sogar ein schöneres Schwarz, wenn sie direkt roh in den Sägemehlbrand kommen. Allerdings verringert das vorherige Schrühen im Elektroofen die Bruchgefahr der Keramik. Die Brenntemperatur sollte nicht höher als 900 °C sein, sonst verschwindet der mühsam erreichte Glanz des polierten Stückes zu großen Teilen.

1. Der offene Feldbrand

In großen Dimensionen spricht man von „Pitfiring“.

  • Eine Mulde ausgraben und mit Steinen auslegen. Sägemehl darüber streuen und anzünden. Dadurch trocknen die Steine   aus und es kommt zu keinen Sprengungen und die zurückbleibende Asche wirkt wärmeisolierend.
  • Danach eine 10 cm hohe Schicht aus feinem Sägemehl auslegen und feststampfen. Darüber kommt eine Lage Hobelspäne oder gröberes Sägemehl.
  • Die Keramik wird zusammen mit dem Brennstoff in die Grube gelegt.
  • Die Seitenwände bilden Bretter, Borke oder Äste.

 

Will man eine schwarze Keramik erreichen, sind Maiskolben vorteilhaft.

Kochsalz, Kupferkarbonat oder andere Metallverbindungen, unter den Brennstoff gemischt, sorgen für farbige Feuerspuren. Voraussetzung dafür ist, dass dieser „Anflug“ nicht aus der Brennstelle entweichen kann, dass diese also abgedeckt  ist.

  • Zum Abdecken nimmt man dünn gespaltenes Brennholz oder Borkenstücke und darüber Tonscherben oder Blechstücke.
  • Angezündet wird von oben mit Zeitungspapier und kleinen Ästen.

2. Der Sägemehlofen

Schwelbrände mit Sägemehl sind die sanftere Methode ohne offene Flammen.

  • In eine Öltonne mit Vorstecher und Hammer Luftlöcher schlagen. 
    (Anstelle der Öltonne können auch einfach aufeinander geschichtete Ziegel den Ofen bilden.)
  • In die Erde eingelassene Tonne erzeugt höhere Brenntemperaturen. Die schlechtere Zuluft erschwert aber die Brandführung
  • Den Boden der Tonne  mit einer 10 cm hohen, festgestampften Sägemehlschicht auslegen.
  • Die Keramik, gefüllt mit dem Brennstoff in Schichten in die Tonne legen. Den Zwischenraum mit Sägemehl ausstopfen. Gefäße mit der Öffnung nach unten.
  • Zuoberst kommt zerknülltes Zeitungspapier, darüber trockene Zweige oder Holzspäne.
  • Nach dem Anzünden des Zeitungspapiers wird der Deckel geschlossen.

Die Wärmebewegung

In beiden Fällen spricht man von einem geschlossenen System. Die in den Brennstoff eingebettete Keramik muss im Brand mit diesem Brennstoff auskommen. Es wird kein Holz nachgelegt. Der Brand setzt sich zusammen aus Flammen, die nach oben streben und aus dem Glimmen, das nach unten geht. Die Wärmebewegung findet stets vom Brennstoff zur kälteren Keramik statt. Dabei werden gasförmige Zerfallsprodukte transportiert, die sich auf der Keramikoberfläche niederschlagen. Die färbenden Oxide werden durch das eingestreute Kochsalz mobilisiert. Das Chlor aus dem Salz reißt die Schwermetalloxide mit sich und folgt der Wärmebewegung. Es bildet sich stellenweise ein farbiger Anflug. Voraussetzung ist, dass die Wärmebewegung nach außen nicht zu stark wird. Hier muss die Wärmedämmung dafür sorgen, dass nicht zuviel Wärme nach außen verloren geht.

Der Brennstoff

Stroh, weiches Holz, Zweige verbrennen schneller als hartes Holz. Holzkohle hat eine kurze Flamme ebenso Viehdung oder Meerestang, Sägemehl glimmt bloß. Setzt man einen kurzflammigen Brennstoff oder lange glimmendes Sägemehl näher an die Keramik heran, so ergeben sich andere Wirkungen als mit auflodernden Flammen wie beim Stroh.

Die Luft

Die Luft hat eine große Bedeutung. Bei einer steilen Grube oder bei der in den Boden eingelassenen Tonne kommt die Luft nur von oben. Hier kann es notwendig werden, die Abdeckung leicht anzuheben. Am Rauch erkennt man, dass das Feuer nicht erloschen ist. Je nach den vorherrschenden Windverhältnissen können die Lüftungslöcher der Tonne geöffnet bleiben oder bei zu schnellem Abbrennen des Sägemehls mit Lehm zugeschmiert werden

Die Zeit

Im Idealfallverglimmt der gesamte Brennstoff langsam und gleichmäßig von oben nach unten. Dies kann zwischen acht Stunden und zwei ganzen Tage dauern. Eine Kontrolle ist nur am Anfang notwendig.

Die Nachbehandlung

Die abgekühlten Gefäße werden mit einem weichen Lappen gereinigt. Manche betonen Glanz und Farbe der Oberfläche durch Einreiben von erhitztem Leinöl, Wachspaste oder schwarzer Polierpaste. Oder sie geben es auf und brennen die Teile im regulären Schrühbrand, wobei sie reoxidieren, die schwarze Farbe verlieren und anschließend glasiert werden könnten.

 

Die Genehmigung

Jeder offene Feldbrand oder Sägemehlbrand in der Tonne muss der örtlichen Feuerwehr gemeldet werden. Die Umweltbelastung ist minimal durch geringen Räuchergeruch, der anfangs stärker ist und später nachlässt.

Kritische Punkte:

1.  Schutz des Brenngutes vor einseitigem Erhitzen. Weniger die zu schnelle Erhitzung gefährdet einen Topf im Feuer, sondern die schnelle einseitige Erhitzung. Ein eisenhaltiger Ton ist weniger gefährdet als ein weißer Ton.

2.   Auch das einseitige Abkühlen kann die Keramik zerstören. Da besonders die Ränder von Gefäßen gefährdet sind, setzt man sie kopfüber ein. Auch abstehende Teile sind beim Abkühlen gefährdeter als runde, integrierte.

3.   Der Schutz vor der Sprengwirkung des Wasserdampfes.
Das Wichtigste, worauf man bei der zu brennenden Keramik achten muss, ist, dass sie trocken ist. Da Brenngut und Brennstoff sich berühren, kann man die Erhitzungsgeschwindigkeit nicht steuern. Eingeschlossene Luft führt vergleichsweise seltener zu Schäden, wenn sie durch die Poren der Keramik abziehen kann. Poren werden durch Zuschlagstoffe wie Schamotte und Sand erzielt. Der Ton sollte möglichst rotbrennend und schamottiert oder sandgemagert sein.

4.   Der Schutz vor dem Verlust der Wärme durch Wärmedämmung
Der offene Feldbrand wird mit einfachen Mitteln errichtet, von denen man wissen sollte, welche gut und welche schlecht isolieren. Ein sehr guter Isolator ist Asche, ein sehr schlechter ist feuchter Rasenboden. Der Ofen muss gegen Bodenfeuchte geschützt sein. Gut ist eine Pflasterung aus Steinen, die mit einer Ascheschicht bedeckt wird.