Chinesische Dachreiter

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Dachgeister

So werden Dachreiter in Oldenburg genannt:

http://china-oldenburg.de/2016/06/dachgeister/

Im alten China wurde großen Wert auf die Konstruktion des Daches gelegt. Die beiden Firstenden werden von einem Chiwen gehalten. Dieses Fabeltier soll ein Nachkomme des Drachen sein. Der Kopf sieht dem Drachen ähnlich, hat Hörner und hervorstehende Augen, der Schwanz gleicht dem eines Fisches. Es ist mit einem Schwert befestigt, damit es nicht wegfliegen kann. Die Legende sagt, dass es einen Brand bekämpfen kann, weil er große Wellen verursachen und Regengüsse entstehen lassen kann. Die Tonfigur ist aus einem Stück gearbeitet und gebrannt. 

Quelle: 老裴 

Am Walmende sitzt als erste Figur immer ein Reiter auf einem Hahn, den 仙人 Xian ren, auch „der Unsterbliche“ genannt. Noch darunter als Verlängerung des Tragbalkens, schaut der Kopf eines 套兽 Taoshou vom Dach.

Danach kommen bis zu zehn hockende Tiere:

Löwe 狮 steht für Tapferkeit und beschützt das Gebäude

Drache 龙 kontrolliert die See und den Regen

Phönix 凤 kontrolliert den Wind und die Luft

Himmelspferd 天马 steht für Glück und Harmonie

Seepferd 海马 schützt die Gebäude vor Wasser

Suan ni 狻猊 eines der neun Drachensöhne 

Yayu 押鱼 schützt vor Wind und Sturm

Xiezhi 獬豸 steht für Gerechtigkeit

Douniu 斗牛 kämpft mit seinem Horn gegen Feinde 

Hangshi 行什 Affe mit Flügeln, kann gut kämpfen

Das „hängende Beast“ Chuishou 垂兽 beendet stets die Reihe der hockenden Tiere, es ist etwas größer als die anderen Figuren, es soll das Dach stärken. 

Auf allen vier Walmenden des Daches sind weitere Fabeltiere angebracht. Es gab eine Vorschrift über die Anzahl der Tiere. Ein Bürgerhaus durfte bis zu fünf Tiere besitzen, das Haus eines Mandarins sieben, das Haus eines Prinzen neun. Die höchste Zahl war elf, so viele Tiere durfte nur der Kaiserpalast haben. Doch selbst innerhalb des Palastes ist die Zahl der Fabeltiere unterschiedlich. Auch die Reihenfolge der Tiere spielt eine bestimmte Rolle und jedes dieser Tiere sollte einen Zweck erfüllen. 

Quelle: 老裴

Über den Hahn mit Reiter gibt es einige Legenden. Eine Überlieferung sagt, dass vor etwa zweitausend Jahren ein König namens Ming Wan in Gefahr geraten war und dass ein Vogel ihn rettete. Ein anderer Mythos erzählt, dass in der Han-Dynastie ein Prinz fliehen wollte, er wurde aber gefangen und zum Gespött der Leute musste er auf einem Hahn reiten.

China-Oldenburg

Infos zu China
und den Beziehungen zu Oldenburg

http://china-oldenburg.de/2016/06/dachgeister/

 

Eigene Arbeit
Dachreiter

Höhe: 45 cm, Länge: 50 cm,
Steinzeug,  gebrannt bei 1280 °C

 

Bernhard Peter

Xuánkong Sì - das Felsenkloster im Hengshan

An den Gratenden der Dächer befinden sich in China häufig viele kleine Fabelwesen hintereinander. Diese kleine Prozession unterschiedlicher Länge wird seit der Ming-Zeit (1368 - 1644) gebräuchlich. Zwingend erscheinen immer die beiden äußeren Figuren, während die Anzahl der kleinen Keramikplastiken in der Mitte variabel ist und sich nach dem kultischen Rang und Status des Gebäudes richtet: Je höher der Rang, desto mehr Wesen sehen wir, und unter normalen Umständen sind 9 Zwischenfiguren das Maximum, also 11 Figuren mit der Anfangsfigur und dem Enddrachen. Die kultisch wichtigste Halle des Reiches, nämlich die Halle der Höchsten Harmonie in der Verbotenen Stadt, hat je 9+1 Zwischenfiguren, also insgesamt 12 Figuren an jeder Dachkante. 

 

http://www.kultur-in-asien.de/China/hengshan-1.htm

 

Gartenzwerg trifft Dachreiter
von Stephanie Vonwiller 

Es ist der zweite Teil von meiner Familie, die beschlossen hatte, in einer Kultur wie China zu leben. Wir hatten die Gelegenheit beim Schopf gepackt und waren nach Peking gezogen. Unser Bild von China beschränkte sich auf malerische Landschaften mit exotisch anmutenden, reich verzierten Gebäuden. 
Für uns duftete ganz China wie der Chinaladen um die Ecke, und genau so stellten wir uns den chinesischen Lebensraum vor. Das Essen schmeckte in unserer Fantasie natürlich wie im Chinarestaurant in der Innenstadt und am liebsten hätten wir chinesische Männer mit langen Gewändern und Zöpfen vorgefunden.
All dies traf niemals ein…

 

Eduard Fuchs
Dachreiter
München 1927

Ausleihbar über Universitätsbibliothek Heidelberg:
Signatur C 8117-800-26 Folio Mediennummer: 01232052 Standort: Hauptbibliothek Altstadt / Tiefmagazin 2
 
 "Man begegnet in den Figuren der Dachreiter vornehmlich dem Drachen, dem Vogel Ho (auch Phönix genannt), den Hunden des Fo, das ist Buddhas, die auch noch mit den Namen Kylin, Himmelshunde und Hundslöwen belegt werden. Diese reihen sich die direkten Fabeltiere an, die sich meist als Verbindungen zwischen Drache und Fo - Hund erweisen. Von wirklichen, d.h. in der Natur vorkommenden Tieren begegnet man dem Pferd, dem Hasen, dem Hahn und dem Delphin.
An Menschengestalten begegnet man dem Gelehrten, dem Heiligen, dem Teufel, dem Kriegsgott, und vor allem dem
Helden zu Pferde ( oder dem Prinz auf der Henne, dem Priester auf dem Hahn).
 

Gestalt des Drachen

An der Spitze von sämtlichen Dachreiterfiguren, die es gibt, steht unbedingt die Gestalt des Drachen. ( Er bildet stets das Ende der Dachreiterreihe ). Keinem anderen Tier- oder Menschensymbol kommt eine so große Wichtigkeit zu wie dem Drachen.
Als grundlegend kommt dabei in Betracht, dass der Drache bei den Chinesen in keiner Hinsicht ein Sinnbild der Zerstörung und darum des Bösen ist, als das er in der europäischen Vorstellung lebt, sondern er ist im Gegenteil das Symbol der Erhaltung,
das einer mächtig treibenden Naturkraft. Er ist überhaupt das Sinnbild der größten Kraft und der stärksten Macht.

Hund Fo und Löwe

Der Körper des Fo - Hundes ist eine Kombination von Hund und Löwe. Es handelt sich aber stets um einen aus der Tiefe des chinesischen Gemütes geschöpften Löwen, denn der wirkliche Löwe war damals in China unbekannt...

Vogel Ho

Der Vogel Ho ist eine Kombination der schöpferischen Phantasie der Cinesen in der Richtung einer ausgeprägten Pracht und Vornehmheit. Es ist das Wappentier der Kaiserin, darum thront er als Dachreiter auch auf den Palastbauten, die der Kaiserin
und ihrem Hofstaat dienen.

Der Hahn

Der Hahn spielt bei den Chinesen eine große Rolle. Er gilt als die Verkörperung der Sonne, sein Kamm soll deren
Strahlenkranz sein. Er ist weiter das Symbol des gerechten Richters. Nach der Vorstellung der Chinesen kehren außerdem frühgestorbene Männer in der Form von Hähnen wieder; sie setzen die unerledigten Kräfte des menschlichen Daseins fort,
um die Lebenden zu trösten. Das Haus, auf dem der Hahn als Dachreiter steht, wird der Gnade der Sonne teilhaftig,
es steht unter dem Schutze eines gerechten Richters, die Fürsorge der Ahnen ist ihm gesichert und die bösen Geister
werden durch sein Krähen verscheucht.

Hahn mit Reiter

Die typische Verwendung ist der Hahn mit Reiter. Der Reiter ist ein taoistischer Heiliger, also eine weitere Schutzverstärkung...

Form und Inhalt

Die Dachreiter beschreiben in ihrer symbolischen Bedeutung Schutzfunktionen. Unter den mannigfachen Tier- und
Menschengestalten, womit die chinesischen Dächer in der Form von Dachreiter ausgerüstet sind, finden sich immer nur
solche Typen, Formen und Farben, an die sich in der religiösen Vorstellung der Chinesen ein deutlich ausgeprägter
Schutzgedanken knüpft.
Dies kann kein Zufall sein, am allerwenigsten bei einem Volk, bei dem alles sinnvoll gestaltet ist. Bei jeder Form und Sache,
der man in Ostasien begegnet, hat man nicht nur zugleich, sondern immer zuerst an deren symbolischen Sinn zu denken.
Deshalb aber liegt ein solcher vor, mag die Form sein, wie sie wolle. Die Form an sich ist in China nie zwecklos, d.h. nie rein
ästhetisch zu werten. Hinter der ästhetischen Formulierung wirkt stets der Zweckgedanke, der hier viel ausgesprochener als
im europäischen Kulturkreis in ästhetischer Form zum greifbar körperlichen Symbol gesteigert ist. In diesen inneren
Zusammenhängen zwischen Form und Inhalt der Schöpfungen der ostasiatischen Phantasie ist der so eminente
kulturaufhellende Wert der chinesischen Dachreiter begründet. "

So Eduard Fuchs 1924

 

Ernst Fuhrmann
Das Tier in der Religion
München 1922

Der Drache ein Feind der Sonne

"Eine sehr wesentliche Erscheinung ist der Drache auf allen vier Seiten des Hausdaches ... Diese Drachen lebten einst in Sumpf und Urwald, d.h. in Landstrecken, von denen die ganze Nebel- und Wolkenbildung des Landes ausging. Diese Wolken bekämpften die Sonne, man sah in ihnen ebenfalls die phantastische Drachengestalt, und so war eigentlich der Drache ein Feind der Sonne. Die Austrocknung Chinas hat aber wahrscheinlich schon in sehr frühen Zeiten begonnen und die Sonne wurde deshalb zu einem gefährlichen Prinzip, denn sie verhindert Pflanzenwuchs und Ackerbau, und so geschah es denn, dass der Drache zu einem
wohltätigen Prinzip erhoben wurde ...

Schutz vor Donner und Blitz

Wenn nun der Drache die Sonne bekämpfte, so geschah es durch Donner und Blitz, und man setzte die kleinen Drachen auf
die Enden des Daches damit sie ihrerseits den Blitz, der das Haus treffen sollte, abwenden helfen ... So war nicht zu fürchten,
dass der Blitz das Haus traf, wenn die kleinen Drachen von dem großen Bekämpfer der Sonne als eigene Kinder geschont
wurden.

Man hat die Drachen schon zu früher Zeit aus Metall hergestellt, und ihre Anbringung auf den Enden der Dächer lässt
darauf schließen, dass der Blitz in Wirklichkeit von diesem weiten Vorsprung aus die Verbindung zur Erde gefunden hat,
ohne das Haus zu berühren ... "

So Ernst Fuhrmann 1922

 

Dr. Rainald Simon
Chinesische Baukeramik
Dachreiter und Schmuckziegel
Museum für Kunsthandwerk
Frankfurt a.M.
Kleine Hefte 23, 1984

"Nahezu ohne Ausnahme entstammen die Dachreiter in den westlichen Sammlungen
chinesischer Kunst der Ming - Zeit (1368 - 1644).


Frühere Gebäude sind nicht mehr erhalten.
Um einen Eindruck der Architektur vor der Tang-Zeit (618-907) zu erhalten, sind deshalb auf Haus- und Turmmodelle
aus Ton,
die als Grabbeilagen dienten, oder auf Architekturdarstellungen der Wandmalereien angewiesen.
 

Die Han - Zeit (206-220 n.Chr.) An Modellen finden sich als einfache Form der Hervorhebung des Daches schweifförmig
nach oben gebogene Schlussziegel des Firstes.

Die Wei - Zeit (220-265 n. Chr.) Erste schriftliche Zeugnisse für die Herstellung und Anwendung glasierter Baukeramik
liegen vor.

Die Tang - Zeit (618-907) Alle Bestandteile der chinesischen Dacharchitektur sind voll entfaltet:

1. Die farbig glasierten halbzylindrischen Dachziegel
2. Die Dachformen, darunter besonders das geschwungene Walmdach
3. Der figürliche Dachschmuck.

Die Wudai - Zeit (907- 960)
Die frühesten an einem Bauwerk befindlichen Belegstücke sollen kleine Figuren Unsterblicher
an der Pagode des Weißen Steines in Zhakou bei Hangzhou sein.

Die Yuan - Zeit (1279-1368)
Ununterbrochene Tradition der Dachreiter: Belegstück ist ein 29,5 cm hohes Modell eines Turmpavillons
aus dem datierten Jahr 1368.
Auf beiden Firsten sitzen zwei Löwenfiguren auf, die vier Gratenden zieren gekräuselte Wolken und die Mitte
des Firstes nimmt eine Lotosknospe ein.

Die Ming- und Qing - Zeit (1368-1911)
Die Reihenfolge der Dachreiter - vor allem für die Palastdächer des Nordens - werden vorgeschrieben:
Hinter der Figur eines Unsterblichen wurden ein Drache, ein Phönix, ein Löwe, ein "Himmelspferd",
ein "Meerross", ein löwenähnliches Fabeltier Suanyi, ein Fisch, das einhörnige Fabeltier Xiezhai,
der Drache "Scheffelrind" und anderes angebracht. Die meist grün glasierten Ziegel wurden gegen das Gelb,
die Farbe des Thrones ausgetauscht.

Ursprünglich Symbol des gelben Lößbodens Nordchinas, stand die Farbe seit dem 6. Jh. für den Eigner
allen chinesischen Landes,
den Kaiser." 

 

Thilo, Thomas

Klassische chinesische Baukunst

Verlag: Leipzig. Verlag Koehler & Amelang, 1977

 

 

Boerschmann, Ernst

Chinesische Baukeramik

Verlag: Berlin, Albert Lüdtke, 1927